Geschichte des Tanzenden Hauses

GESCHICHTE

Ein Juwel der modernen Architektur, das vom Time Magazine in der Kategorie Design ausgezeichnet wurde, und das erste Gebäude der Welt, das mithilfe der 3D-Software Catia gebaut wurde. Dass es gelang, ein solches Gebäude durchzusetzen, ist Vlado Milunić zufolge der postrevolutionären Euphorie, Präsident Václav Havel, der damaligen Direktorin der Denkmalschützer Věra Millerová und einem seltenen Zusammenspiel von Zufällen zuzuschreiben.

Dieses Juwel der modernen Architektur brachte 1996 das rechte Moldau-Ufer zum Tanzen. Und wie so oft bei außergewöhnlichen Bauwerken erregte es von Anfang an enorme Emotionen in der Fach- und Laienöffentlichkeit. Das Tanzende Haus ist jedoch zu einer unerschütterlichen Ikone der tschechischen modernen Architektur und auch zu einem Symbol des neuen Prags geworden, so wie die Karlsbrücke für das alte Prag. Kurz nach seiner Eröffnung errang das Gebäude die höchste Auszeichnung des Time Magazine in der Kategorie „Design“ und heimste eine Reihe weiterer prestigeträchtiger Auszeichnungen ein. Kaum zu glauben, dass das Gebäude am Rašín-Ufer nur dank des Zusammenspiels einiger seltener Umstände errichtet wurde.


Seit den 1960er Jahren wurde über die Füllung der Baulücke eines Hauses diskutiert, das 1945 durch eine Bombe zerstört wurde. Direkt neben dieser Baulücke stand das Geburtshaus des Dramatikers und damaligen Dissidenten Václav Havel. Bei Umbauten seiner Wohnung, diskutierte dieser mit dem tschechischen Architekten kroatischer Herkunft Vlado Milunić, dass hier ein neues Haus mit kulturellem Inhalt errichtet werden könnte. Damals, im Jahre 1986, ging es allerdings mehr um Fantasien und Wünsche, als um realistische Pläne.


Das änderte sich jedoch einige Jahre später, als Václav Havel Präsident wurde und die Idee, die leere Stelle zu füllen, wieder auflebte. So nahm Milunić den verlorenen Faden wieder auf. Von Anfang an schwebte ihm ein aus zwei Teilen bestehendes Gebäude vor – einem statischen und einem dynamischen Teil. Das Haus sollte sich über die Kreuzung hinauslehnen und damit die tschechoslowakische Gesellschaft symbolisieren, die sich nach Zeiten totalitärer Erstarrung wieder in Bewegung setzte.


Lange gelang es nicht, einen Investor für diesen ambitionierten Entwurf zu finden. Letztendlich nahm sich das niederländische Unternehmen Nationale-Nederlanden des Projekts an. Seine Umsetzung wurde jedoch durch die anhaltende leidenschaftliche Debatte in der Gesellschaft blockiert. Und so empfahlen die Manager des Unternehmens, einen Weltklasse-Architekten hinzuzuziehen, um den ehrgeizigen Plan durchzusetzen.


Die erste Wahl fiel auf den französischen Architekten Jean Nouvel, der jedoch ablehnte. Zur gleichen Zeit weilte zufällig der kanadisch-amerikanische Architekt Frank Owen Gehry in Genf und sagte, er wolle alles für das Land tun, das der Welt den Eishockeyspieler Jaromir Jagr geschenkt habe.  Dank der Schirmherrschaft des weltberühmten Architekten, der Bemühungen des damaligen Präsidenten Václav Havel und der postrevolutionären Euphorie gelang es schließlich, das Projekt zu realisieren.


An der Gestaltung der Innenräume beteiligte sich ebenfalls die namhafte britische Architektin tschechischer Herkunft, Eva Jiřičná. Diese brachte Elemente von Leichtigkeit und Eleganz in das Haus ein, die Gehrys ursprünglichem Entwurf folgten. Das Gesamtkonzept ist so äußerst transparent, was es den Besuchern ermöglicht, das Gebäude als organisches Ganzes wahrzunehmen.

Kein Wunder also, dass das Tanzende Haus heute zu den meistfotografierten Gebäuden in Prag und in ganz Tschechien gehört. Sollten Sie es noch nicht besucht haben, ist es höchste Zeit, dies nachzuholen.